Christopher Morley. Das Haus der vergessenen Bücher. Das Buch der Bücher über Bücherliebe. Die Vorfreude auf Kai Meyer „Die Seiten der Welt“ Hay on Wye.

Ich bin gerührt.

Manche Bücher ergreifen mich wie eine Umarmung eines lang nicht gesehenen tief vertrauten Freundes.

9783455600124

Das Buch „Das Haus der vergessenen Bücher“ wirkt selbst nach Tagen noch nach. Eine Freude es gelesen zu haben und dies wird sicher öfters geschehen. Sehr gut, dass es wieder gedruckt wurde.

Am Anfang des Buches in Worten festgehalten, dass Menschen Bücher brauchen, aber viele wissen es nicht. Wie wahr.

Diesmal tauchte ich nicht nur in das Buch. Ich schwamm mit. Nicht nach Brooklyn, aber es war, wie eine Urlaubsreise in eine ganze Bücherstadt.

Ein unfassbar schönes Buch.

Ja das Buch „Das Haus der vergessenen Bücher“ ist, wie der schönste Urlaubskoffer den man zu Hause auspackt und der noch etwas Sand, sowie Sonne aus einer Bücherstadt in sich trägt. Das Blau und Türkis des Meeres. Ähnlich dem Einband des Buches. Alles gemischt mit Literaturliebe aus einer anderen Zeit. Aber diese Bücherliebe ist mit der heutigen Zeit ganz gleich geblieben.

Dieses Buch hat so wundervolle Bilder, die vor den Augen wie entwickelte Urlaubsbilder sind. Fast möchte ich sie malen. Einfach festhalten. Vor meinen Augen sehe ich das Haus in Brooklyn, das sich nach einem Umbau in einen großen Büchertraum verwandelt. In die antiquarische Buchhandlung Parnassus. Ich sehe und spüre fast die endlosen Bücherstapel bis zur Decke und in der Galerie. Die vollen Bücherregale, die sich auch gut neben meinen machen würden. Die Atmosphäre, welche etwas verrucht beschrieben wird. Rauch, gedämmtes Licht weckt in mir trotz Rauch ein absolutes Wohlgefühl beim Lesen.

Für eine Zeit sind der Buchhändler Roger Mifflin, seine Frau und dessen Hund, aber auch Rogers Hilfskraft, ein neuer Freund der Beiden, die vielen Bücher und Mitmenschen wie wunderbare Urlaubsbekanntschaften. Herzlich gern würde ich gerade Roger begegnen. Er, der Bücher so sehr liebt und Werbung für seinen Laden nicht mag. Bücher als Medizin wie Jean Perdu aus „Das Lavendelzimmer“ beschreibt. Roger Mifflin, der für so viele fantastische Buchhändler steht.

Der Autor hat etwas Einzigartiges geschaffen. Die Liebe zu Büchern wurde für mich selten so umwerfend beschrieben. Ein Buch, was eine endlose Liebe zu Büchern in sich trägt. Ich fühle förmlich die Druckerschwärze, den Trubel von Büchern, den Duft der Seiten. Etwas Staub und Spuk. Dazu ein verschwundenes Buch. Ein kleiner Krimi, wundervolle Protagonisten,merkwürdige Kunden, Zitate, Buchtipps, eine kleine Liebesgeschichte, Menschlichkeit und die Geschichte aus den Zwanzigern als der Erste Weltkrieg sich mit Druckerschwärze vermischte.

„Druckerschwärze und Schießpulver liefern sich seit vielen, vielen Jahren einen Wettkampf. Die Druckerschwärze ist in gewisser Weise im Nachteil, denn mit Schießpulver kann man einen Menschen in einer halben Sekunde in die Luft jagen, während man mit einem Buch manchmal zwanzig Jahre dafür braucht. Aber das Schießpulver zerstört sich zusammen mit seinem Opfer selbst, während ein Buch über Jahrhunderte hochexplosiv sein kann.“

Alles verschmilzt zusammen wie eine der besten Zeilen der Welt. Ich bin fast sprachlos, als ich das Buch ausgelesen habe. Mit dem Gefühl den Duft des Antiquariats wahrzunehmen und aufzuatmen neigte sich das Buch schnell dem Ende. Aber von meinen Bücherschätzen, die ich dieses Jahr so entdeckte war, dies eines der größten Schätze und eines der schönsten Urlaube, die mir ein Buch schenken kann.

Wenn jemand Liebe an sich so erklären, so beschreiben könnte wie Christopher Morley die Liebe zu Büchern in diese Buch, dann wären wir alle einen Schritt weiter.

PicsArt_1411498040332

Ich freue mich die Tage auf das Buch von Kai Meyer „Die Seiten der Welt“

Der Buchduft sättigte die trockene Luft, und wenn ein unerwarteter Windstoß durch die Gänge fuhr, trug er nur die Gerüche der Folianten heran und manchmal ferne Stim- men, die vielleicht einzig in ihrer Phantasie existierten.

Hinterlässt es auch eine Spur in meinem Bücherherz, werde ich sicher darüber berichten.

Am Ende des Buches und der Rezension habe ich Sehnsucht. Wenn der Herbst kommt, schleicht sich zwischen bunten Blättern und dem Blättern schöner Buchseiten, Textseiten immer etwas Reiselust ein. Ein kurzer Gedanke. Haye on Wye. Die älteste Bücherstadt der Welt. Sie ist, wie Christopher Morleys Buch ein wahr gewordener Traum für jeden der pure Bücherliebe spürt. Absolut empfehlenswert.

paradies-fuer-leseratten-4994d4db-9d5b-48eb-8d98-2c33a092e835

Dort gibt es ca. 40 Antiquariate. Die Bücher sind überall. Selbst an Orten, an denen Bücher nicht ganz typisch sind. Bücherliebe hat sicher in diesem Ort ihren Ursprung.

die-sadt-der-buecher-89c6bab8-22d6-4dca-a8c2-46baa1bdd2e1

Christopher Morley. Das Haus der vergessenen Bücher. Atlantik Verlag. 8.September 2014. 18 €

Marie- Sabine-Roger. Das Leben ist ein listiger Kater. Das wunderbare der Verbundenheit. Das Gute ist oft schon da.

Ich habe neulich bei meinem Streifzügen in Berliner Buchläden überlegt, dass ich gern einmal wieder so ein Buch ähnlich, wie das Lavendelzimmer lesen würde. Ein bisschen Frankreich, tiefsinnig. Aber in keiner Weise erdrückend. Irgendwie leicht.

Mir fiel dann auf einem Büchertisch dieses eine Cover auf. Ein Mann mit einer Katze sitzend auf der Bank. Daneben etwas weg, ein wunderbarer Korb mit Blumen, Wein, ein Baguette. Darum Blätter. Ein Cover, das Ruhe, Gelassenheit, ausstrahlt. Wie angekommen sein.
Zugegeben habe ich auch eine Katze als Gefährtin. Nur die Bank wäre dann die Couch und die Blätter lauter Bücher in Regalen oder auf dem Tisch.
9a6e920281

Gesagt, gedacht war dieses Buch in meiner Hand und schon das Überfliegen der Rückseite reichte. Es war gekauft.

Es geht um Jean Pierre. Ein Rentner. Er erzählt in dem Roman und seine Ich-Perspektive hat so etwas Warmes. Der Klang der unterschwelligen, aber süßen Bitterkeit des Älterwerdens mit einer großen Portion Humor. Ja, damit mit stets untermalten Sarkasmus. Schon nach den ersten Seiten musste ich herzlich lachen. Jean, er der als Kind eher das Weichei war und dies ist ganz liebevoll gemeint. Der Vater der Starke, angesehen. Jean war, ist anders.

Jean setzt alles merklich zu. Entschlossen beschließt er dem ganzen Leben ein Ende zu setzen. Er springt in die Seine. Doch anders als Jean Pierre erwartet wird er rausgefischt und befindet sich in einem Krankenhausbett, wo ihn schon relativ schnell die Neonröhren stören. Schließlich weiß Jean Pierre erstmal nicht was geschah. Eine Krankenschwester, der Polizist, eine Frau mit einem Kind, welches immer unangemeldet das Zimmer betritt uvm. All das wundert und nervt Jean. Die Beschreibung des Aufwachens und dieses Lebensabschnittes ein langes Schmunzeln. Hinreißend.

Und während meine Katze wirklich auf meiner Couch saß, ich anstatt Wein roten Tee trank, neigte sich das Buch auf von mir fast unerklärliche Weise, so schnell dem Ende. Ein Ende was mich überraschte und so wundervoll wie schon das ganze Buch war.

Es las sich schnell, weil ich nicht aufhören konnte zu lesen. Doch am Ende würde ich gern mit Jean Pierre an der Seine sitzen, ihn anlächeln und mich über nervige Neonröhren oder andere nahezu schrullige Dinge, aber auch tiefe Gedankengänge unterhalten …

Das Buch ist so Lebensbejahend. Fröhlich. Ich musste oft an meine Eltern denken. Mein Vater und was wir für eine schöne Verbundenheit wir immer noch haben. Mein engster Freundeskreis, welcher unbezahlbar ist. Menschen die uns nahe sind, machen das Leben zusätzlich lebenswert. Manchmal lebendiger.Ich liebe es oft allein zu sein. Nun ja meine Katze hat das einzige maßlose Recht stets an meiner Seite zu wandeln. Dennoch es ist wunderbar mit Menschen verbunden zu sein. Jeder ist auch einmal allein. Wie wunderbar ist es gemeinsam mal zu Essen, gesellige Abende zu verbringen, Kultur zu erleben. Verbundenheit, Freundschaften sind etwas großartiges und diese Erfahrung macht auch Jean Pierre. Denn so allein wie er denkt ist er nicht. So ganz und gar nicht.

Ich schließe nun das Buch und lächele. Die letzte Seite ist gelesen. Das Buch ist zu. Damit ist ein neuer Beitrag auch bei WordPress geschrieben. Was für ein genussvolles Buch.
Sicher landet es noch einmal in meinen Händen. Gute Bücher, Lieblingsbücher (dazu gehört es ab heute wahrlich) lese ich stets mehrmals … immer wieder.

Unknown

Marie-Sabine-Roger. Das Leben ist ein listiger Kater. Atlantik-Verlag. 11.März 2014. 224 S. 19.99 €

So wunderbar. Lebensbejahend mit viel Humor und Tiefsinn. Nachdenklich. Unbedingt lesen. 

Mittlerweile ist es recht spät in der Nacht und meine Gedanken reisen noch einmal in das Buch zu Jean Pierre. Die Frage was würde ich ändern, schleicht in meinem Kopf. Jean Pierre stellt sich dieser Frage, blickt ab und zu zurück. Damit taucht ein wunderbarer Satz in dem Buch auf.

„Eine Dummheit, die von Herzen kommt, ist leichter zu verzeihen als ein bequemes Schweigen. Sie ist auch schneller vergessen.“

Der Tee ist bereits leer und rückblickend bin ich schon wesentlich jünger als Jean Pierre. Doch nicht weniger nachdenklich. Aber vielleicht würde ich einiges anders machen. Ich würde vielleicht gleich erkennen, dass Bücher mein Leben sind. Einiges gleich sagen und nicht verschweigen, so dass es nach vergangener Zeit schmerzt. Doch auch nach einem Rückblick würde ich nicht viel ändern. Denn ich würde um nichts auf der Welt diesen Moment gerade ändern. Egal was wäre  ich würde genauso meine Katze nach einem guten Buch ansehen. Dankbar über meinem Vater, meine Freunde sein, auch über die wenigen Lieben, die kamen und gingen. Mir würden die selben Menschen fehlen, weil sie von der Welt gingen oder weil mein Weg nicht ihrer war.

Meine größte Leidenschaft wäre immer noch die Sprache, Texte, unendlich viele Bücher und das Schreiben.
Ich würde weiter in der absoluten Natur aufatmen. Am Meer, am Wasser und in der Oper die besten Texte schreiben können. Ich würde stets so gute Bücher wie „Das Leben ist ein listiger Kater“ lieben wie ein sehr altes Shakespearebuch.

Manchmal ist alles gut, wie es ist. Da alles manchmal doch gar nicht so schlecht ist, sondern genau betrachtet oft gut , wie Jean Pierre auf der Bank an der Seine ist.