Ich bin gerührt.
Manche Bücher ergreifen mich wie eine Umarmung eines lang nicht gesehenen tief vertrauten Freundes.
Das Buch „Das Haus der vergessenen Bücher“ wirkt selbst nach Tagen noch nach. Eine Freude es gelesen zu haben und dies wird sicher öfters geschehen. Sehr gut, dass es wieder gedruckt wurde.
Am Anfang des Buches in Worten festgehalten, dass Menschen Bücher brauchen, aber viele wissen es nicht. Wie wahr.
Diesmal tauchte ich nicht nur in das Buch. Ich schwamm mit. Nicht nach Brooklyn, aber es war, wie eine Urlaubsreise in eine ganze Bücherstadt.
Ein unfassbar schönes Buch.
Ja das Buch „Das Haus der vergessenen Bücher“ ist, wie der schönste Urlaubskoffer den man zu Hause auspackt und der noch etwas Sand, sowie Sonne aus einer Bücherstadt in sich trägt. Das Blau und Türkis des Meeres. Ähnlich dem Einband des Buches. Alles gemischt mit Literaturliebe aus einer anderen Zeit. Aber diese Bücherliebe ist mit der heutigen Zeit ganz gleich geblieben.
Dieses Buch hat so wundervolle Bilder, die vor den Augen wie entwickelte Urlaubsbilder sind. Fast möchte ich sie malen. Einfach festhalten. Vor meinen Augen sehe ich das Haus in Brooklyn, das sich nach einem Umbau in einen großen Büchertraum verwandelt. In die antiquarische Buchhandlung Parnassus. Ich sehe und spüre fast die endlosen Bücherstapel bis zur Decke und in der Galerie. Die vollen Bücherregale, die sich auch gut neben meinen machen würden. Die Atmosphäre, welche etwas verrucht beschrieben wird. Rauch, gedämmtes Licht weckt in mir trotz Rauch ein absolutes Wohlgefühl beim Lesen.
Für eine Zeit sind der Buchhändler Roger Mifflin, seine Frau und dessen Hund, aber auch Rogers Hilfskraft, ein neuer Freund der Beiden, die vielen Bücher und Mitmenschen wie wunderbare Urlaubsbekanntschaften. Herzlich gern würde ich gerade Roger begegnen. Er, der Bücher so sehr liebt und Werbung für seinen Laden nicht mag. Bücher als Medizin wie Jean Perdu aus „Das Lavendelzimmer“ beschreibt. Roger Mifflin, der für so viele fantastische Buchhändler steht.
Der Autor hat etwas Einzigartiges geschaffen. Die Liebe zu Büchern wurde für mich selten so umwerfend beschrieben. Ein Buch, was eine endlose Liebe zu Büchern in sich trägt. Ich fühle förmlich die Druckerschwärze, den Trubel von Büchern, den Duft der Seiten. Etwas Staub und Spuk. Dazu ein verschwundenes Buch. Ein kleiner Krimi, wundervolle Protagonisten,merkwürdige Kunden, Zitate, Buchtipps, eine kleine Liebesgeschichte, Menschlichkeit und die Geschichte aus den Zwanzigern als der Erste Weltkrieg sich mit Druckerschwärze vermischte.
„Druckerschwärze und Schießpulver liefern sich seit vielen, vielen Jahren einen Wettkampf. Die Druckerschwärze ist in gewisser Weise im Nachteil, denn mit Schießpulver kann man einen Menschen in einer halben Sekunde in die Luft jagen, während man mit einem Buch manchmal zwanzig Jahre dafür braucht. Aber das Schießpulver zerstört sich zusammen mit seinem Opfer selbst, während ein Buch über Jahrhunderte hochexplosiv sein kann.“
Alles verschmilzt zusammen wie eine der besten Zeilen der Welt. Ich bin fast sprachlos, als ich das Buch ausgelesen habe. Mit dem Gefühl den Duft des Antiquariats wahrzunehmen und aufzuatmen neigte sich das Buch schnell dem Ende. Aber von meinen Bücherschätzen, die ich dieses Jahr so entdeckte war, dies eines der größten Schätze und eines der schönsten Urlaube, die mir ein Buch schenken kann.
Wenn jemand Liebe an sich so erklären, so beschreiben könnte wie Christopher Morley die Liebe zu Büchern in diese Buch, dann wären wir alle einen Schritt weiter.
Ich freue mich die Tage auf das Buch von Kai Meyer „Die Seiten der Welt“
Der Buchduft sättigte die trockene Luft, und wenn ein unerwarteter Windstoß durch die Gänge fuhr, trug er nur die Gerüche der Folianten heran und manchmal ferne Stim- men, die vielleicht einzig in ihrer Phantasie existierten.
Hinterlässt es auch eine Spur in meinem Bücherherz, werde ich sicher darüber berichten.
Am Ende des Buches und der Rezension habe ich Sehnsucht. Wenn der Herbst kommt, schleicht sich zwischen bunten Blättern und dem Blättern schöner Buchseiten, Textseiten immer etwas Reiselust ein. Ein kurzer Gedanke. Haye on Wye. Die älteste Bücherstadt der Welt. Sie ist, wie Christopher Morleys Buch ein wahr gewordener Traum für jeden der pure Bücherliebe spürt. Absolut empfehlenswert.
Dort gibt es ca. 40 Antiquariate. Die Bücher sind überall. Selbst an Orten, an denen Bücher nicht ganz typisch sind. Bücherliebe hat sicher in diesem Ort ihren Ursprung.
Christopher Morley. Das Haus der vergessenen Bücher. Atlantik Verlag. 8.September 2014. 18 €